Ein modernes Mädchen in einem zurückgebliebenen Dorf, mitten im Nirgendwo in Bulgarien. „Zhaleika“, was auf bulgarisch „Trauer“ bedeutet wurde von Eliza Petkova geschrieben und 2015/16 in Bulgarien gedreht. Zur Berlinale im Februar 2016 wurde der Film zum ersten mal aufgeführt.
„Zhaleika“ versucht 92 Minuten lang die Geschichte eines haltlosen Mädchens (Anna Manolova)inmitten der bulgarischen Provinz zu erzählen und mit dokumentarischen Elementen aus dem dort alltäglichem Leben zu verknüpfen.
Sie, Lora, will eigentlich nur raus aus dieser kleinen Welt. Sie will das leben spüren, und nicht die Monotonie um sie herum. Als Zeichen der Abgrenzung trägt Lora ihr Haar offen und ihre Jeans zerrissen. Sie bricht die Regeln ihres Vaters sooft sie kann, raucht und ist verliebt.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters wenden sich ihre Freunde von ihr ab und sie verliert das letzte bisschen Orientierung. Denn selbst jetzt will sie sich nicht den konservativen Vorstellungen ihres Umfeldes beugen. Als einziges Zeichen der Trauer trägt sie einen schwarzen Schal, aber nicht als Kopftuch, sondern wie ein Halsband.
So ist Lora Schlagzeile im Tratsch des Dorfes, denn skandalöse Nachrichten verbreiten sich hier wie ein Lauffeuer.
Ihre Mutter steht ihr machtlos gegenüber. Die Großmutter versucht nur noch eine Katastrophe zwischen den beiden zu verhindern und Lora will einfach weg. Todor, ihr Freund, ist das einzige was sie noch in diesem Dorf hält doch selbst er verlässt sie.
Worte sind in diesem Film nicht so wichtig, die Beziehung zwischen Lora, und Todor wird durch lange Detailaufnahmen erklärt, der Film wird hauptsächlich durch Körpersprache und Nahaufnahmen erzählt. Doch weil Worte und oft auch Musik nicht Teil des Geschehens sind, entstehen lange leere Zeitabschnitte, die den Zuschauer ermüden, jedoch die Stimmung innerhalb des Dorfes perfekt einfangen. Es ist langweilig und immer gleich an diesem Ort, es passiert nichts weiter, als dass die Frauen Holz hacken gehen und miteinander lange Klagelieder Lieder singen. Die Ablenkung, der sich die Jugend des Dorfes hingibt ist laute, schnelle Musik, zwischen vielen Menschen in der Menge tanzen. Ein harter Schnitt von einer ruhigen Landstraßenszene in die hektische dröhne Menschenmenge, der Disco und dann, nach kurzer Zeit, zurück zu Lora, allein in ihrem Zimmer. Die Schnitte sind nicht unbedingt schnell gesetzt, aber abrupt. Ohne Vorwarnung wechseln sich die Bilder, und lassen den Zuschauer oft verwirrt zurück, da es schwer ist den Zusammenhang zwischen den Szenen zu entschlüsseln.
Meist gibt es auch gar keinen Zusammenhang, wie Eliza Petkova bestätigt, es ist dann einfach der Dokumentarische Teil, der den fiktiven ablöst. Doch genau diese entschleunigenden Elemente sind es, die einen immer wieder aus der Geschichte reißen, die sehr schöne aber auch sehr eintönige Bilder liefern.
Die wenigen Bindeglieder zwischen den fiktiven und faktengebundenen Elementen sind zum Beispiel die Szenen, in denen Lora ein Huhn schlachtet und es anschließend rupft, eine Tätigkeit, die notwendig und normal ist. Das Meiste, was sie essen stellen die Menschen selbst her, nicht zuletzt weil sie sehr arm sind. Von den Häusern blättert die Farbe, ein schmutziges Braun, doch die allgemeine Farbgebung des Films wirkt durchaus nicht monoton! In weit gefassten, großen Aufnahmen, kommt die farbenfrohe Schönheit der Landschaft nicht zu kurz. Aber wie gesagt, diese schönen, ruhigen Filmabschnitte tragen in keiner weise zur Geschichte bei, und es würde dem Film besser tun, wenn man die dokumentarischen Elemente zu einem eigenen Film verarbeitet hätte, anstatt sie nur dazwischen zu schneiden.
Da wo sie jetzt sind, nehmen sie dem Film jede Spannung und Schnelligkeit.
Im Allgemeinen ist der Film eine Mischung zwischen einem interessanten Emanzipationsversuch in mitten einer konservativen Welt und ein Dokumentarfilm, ohne Erklärstimme im Hintergrund.
Wer an Hollywood gewöhnt ist, wird bei „Zhaleika“ höchstwahrscheinlich einschlafen und wer sich einfach einen lustigen, leicht verdaulichen, oder interessanten Film ansehen möchte, der sollte sich einen anderen suchen, denn das spannendste im Film war wohl das geköpfte Huhn.