Durch die Übertragung meines Bewusstseins in eine Maschine.. wie würde ich mich verändern?
Eine Geschichte über die Erfahrung einer Frau namens Marie in einer Zeit, die nicht Heute ist.
Marie stellt sich in die Bocry-TfK (Transfusionskammer), zurrt die Riemen fest und drückt auf den großen grünen Knopf. Die Steuerung des Roboters, in dem sie steckt hackelt noch ein wenig. Dafür bekommen sie Punktabzug. Sie sollten wirklich die neuronale Verbindung nochmal überarbeiten. So kommt mir das Ding nicht auf den Markt.
Marie testet neue Körper. Körper aus Metall, aus Plastik, und einmal steckte sie ihr Bewusstsein sogar in eine wabbelige durchsichtige Masse, voller grüner Ekel-stückchen. (Was tun gelangweilte, reiche Genies mit ihrer Macht, und all dem Geld?)
Seit sie ihr Bewusstsein an solche Firmen verleiht, steckt sie in einer kleinen Identitätskriese.
Aber daran hat sie sich gewöhnt, das passiert halt von Zeit zu Zeit, wenn man in dieser Brange arbeitet.
Marie hat gelernt ihren Körper zu lieben, weil sie ihn nicht mehr durchgehend haben kann und besonders bei Langzeittests in ekeligen grünen wabbelbonstern wünscht sie sich ihr Haar und ihre Haut und ihre Arme zurück. Manchmal steckt sie in Prototypen, die der männlichen Statur angeglichen ist, das fühlt sich extrem seltsam an. Und nach besagten Langzeittests fällt es ihr oft schwer, wieder mit sich selbst klar zu kommen, wenn sie zurück in ihren Körper gesteckt wird. Ihr Gehirn, oder nein, ihr Bewusstsein wurde dahingehend erweitert, dass sie damit zurecht kommt, mal ein Mann zu sein, mal aus Metal zu bestehen, mal aus Pudding.
Gut für sie.
Sie drückt also auf diesen Knopf, die Tür schließt sich Luftdicht ab und das Kabel verbindet sich mit ihrem Bewusstseins-chip, der im Hinterkopf des Robotters steckt. Als nächstes erwacht sie in der zweiten Kammer, auf der rückwärtigen Seite. Die Erinnerungen brauchen noch ein paar Sekuunden um sich zu sortieren, ihr Gehirn versucht die Eindrücke zu verarbeiten, und sich ihrem Bewusstsein anzupassen. Das funktioniert nicht so ganz, es versteht nicht, wie es in einem Metalldingsda sein konnte, letztendlich gibt es sich geschlagen und akzeptiert eine weitere unmögliche Erinnerung.
Marie geht in den Raum nebenan, überall stehen Messgeräte und Instrumente zur Forschung und zur Auswertung von Experimenten. Sie beantwortet den Standartmäßigen Fragebogen (hatten sie Schwindelgefühle, als sie in ihren Körper oder ihren BOCRY-Testkörper transformiert wurden?, Können sie sich an alles erinnern, was sie innerhalb der Testphase mit ihrem BOCRY- Testkörper unternahmen? Haben sie sonstige Gedächnisslücken?/Schmerzen?/ungewöhliche Merkmale an ihrem Körper/in ihrem Gedächnis entdeckt?…)
Bocry ist die vorherschende Firma am Himmel der Alternativen zum angeborenen Körper. Sie bieten sogar Maßgefertigte Körper an, für Leute, die extrem viel Zeit haben, extrem unzufrieden mit ihrem Körper zu sein, und extrem kreativ darin sind, sich ihren perfekten Körper auszudenken. Natürlich kostet das auch eine gewisse Summe. Bocry arbeitet außerdem daran ein Menschenähnliches künstliches Bewusstsein zu etntwicheln. Das ist nicht leicht, aber die Wisseschaftler von Bocry haben es ja schließlich auch geschafft das gesammte Bewusstsein eines Menschen auf einem kleinen Chip festzuhalten, und da hat vor ein paar Jahren auch noch jeder drüber gesagt, dass das unmöglich wäre.
Nachdem Marie auch den Körperlichen Sicherheitstest hat über sich ergehen lassen, muss sie wider daran denken, ob das alles richtig oder falsch ist, und wer sie noch ist. Sie hat schließlich mal den Körper einer Nacktschnecke gefühlt! An sich selbst. So in echt. Ich war eine Nacktschnecke… Unangenehm. Dieses ewige rumgeschleime. Wer will sowas fühlen?? Was ist das für ein Fetisch? Den Körper einer Nacktschnecke mit dem Bewusstsein eines Menschen erfahren! Boa, wie krank! Diese Gedanken kommen häuiger. Wann wird der Tag kommen, an dem ich mich nicht mehr an meinen Körper erinnere? Bin ich ein Mensch? Was sind Menschen, wenn sie aussehen können, wie sie wollen? Woher weiß ich, dass mein Gegenüber wirklich so aussieht und sich nicht einfach nur einen neuen Körper gekauft hat? Wäre das denn schlimm? Menschen machen ihre Köpfe aus, ihre Gefühle, nicht ihr Körper. Aber ist ein Meerschwein mit dem Bewusstsein eines Menschen ein Mensch, oder ein Meerschwein? Mein Gott! Vielleicht bin ich selbst nur ein einziges Testobjekt! Ein Prototyp! „Aber Schatz, du bist ein Prototyp! Wir sind alles Individuen. Prototypen der Natur, der Evolution“ ertönt die Stimmer von Maries Mutter in ihrem Kopf. Diese Gedanken… sie hat sich daran gewöhnt und gelehrnt ihren Job zu rechtfertigen. Aber gut, ich mache es mehr oder weniger freiwillig. Ich brauche das Geld. Und es hört sich cool auf Partys an, zu sagen, dass man mal in nem 2 000 000 – Körper gesteckt hat, der so aussah wie Johnny Depp.
Inzwischen liebt sie ihre Haare, sie liebt ihre Brüste und- ihre Füße! Niemand achtet beim Design dieser Bots auf die Füße! Manchmal haben sie ja nichtmal Beine, und wenn sie Füße haben, dann meistens keine Zehen.
Marie würde eigentlich viel lieber die Roboter designen, als sie zu testen, aber man kann ja nicht alles haben. Sie nehmen halt nur die besten der besten. Und sie war nicht gut genug. Aber das ist okay. Sie ist der Entwicklung so nah es nur geht. Im Moment ist sie sowieso einfach froh, wieder sich selbst zu fühlen. Also fährt sie nach Hause und ist glücklich, wieder wechselwarm zu sein und Haut zu haben, und zwei Augen anstatt einem einzigen, waagerechten langgezogenen Fenster im Kopf.
______________
Ich hab da so was auf dem Blog von „Mapamundi“gelesen, und das hat mich dazu gebracht obiges zu schreiben.
~*Plus