Die Welt ist besser als man denkt, sagen viele. Aber wie ist sie denn nun? Ich glaube dieser Spruch bedeutet nur, dass sich jeder Mensch irgendwann mit seinen Mitteln arrangiert. Jeder kommt klar, jeder hat Schlimmstes erlebt. Manche haben Borderline, andere Krebs, manche Depressionen oder Heuschnupfen oder Hautekzeme, oder Vitaminmangel. Jeder hat irgendetwas und alle maulen rum. Ich nehme mich da selbst selbstverständlich nicht heraus. Ich maule leidenschaftlich gerne. Und die verhungernden Kinder und Mütter am Arsch der Welt maulen auch, und Menschen, die zu Weihnachten nicht das bekommen haben, was sie wollte und Leute, die ihre Familie verloren haben. Alle maulen, alle haben Probleme. Und manche Menschen, die um 4 aufstehen müssen und nicht um 6 sagen dir, du darfst nicht maulen. Aber weißt du was? Du darfst es doch! Weil es scheiße ist, um 6 aufzustehen. Und ja, es ist nicht besser um 4 aufzustehen. Trotzdem ist es beides ech früh. Und, dass es noch schlimmer ist, um 4 aufzustehen, als um 6, macht es nicht weniger schlimm um 6 aufzustehen.
Und dass es schlimmer ist überhaupt keine Badewanne zu haben, repariert die kaputte Badewanne nicht. Schlimmer geht immer. Aber nur weil ich kein -Mädchen, -mit einem Haufen Kinder, -am verhungern, -ohne Mann, -ohne Geld, -mit körperlicher Behinderung, -in einem von irgendwelchen Irren regiertem Land lebender, vor mich hin vegetierender Mensch, sondern ein Mittelstandsmädl mit Schule und guter Versorgung sowie manchen Menschen, die mich mögen bin, darf ich trotzdem traurig sein und heulen und wütend sein und Sachen unfair finden und mich beklagen.
Das dürfen alle.
Und das ist einer der Grundsteine, die einen Menschen ausmachen, eine gewisse pessimistische, bepisste Seite. Das gehört dazu. Du kannst nicht dein ganzes Leben glücklich sein, verdammt nochmal!
Das geht nicht.
Und es wär zwar schön, aber was ist denn Glück ohne Unglück? Und was ist Geld ohne Armut. Was ist Reichtum, ohne Begehrenswertes? Der Mensch braucht immer einen Gegenwert, eine Art Gegengewicht auf der Waagschale. Und ich persönlich will mich immer an mir selbst messen. Deshalb freue ich mich über viele Einsen auf dem Zeugnis und bin trotzdem missmutig, weil ich ImMeR besser werden will. Und das in dem Fall dann nicht mehr kann. Ich WILL gut sein, und stark und hübsch. Weil ich es will. Und das will ich für mich. Ich will, dass das Mädchen im Spiegel so aussieht, wie ich aussehen will. Ich will, dass ich kein schwaches Mädchen-Mädchen bin. Ich will selber machen. Allein.Können. Ich WILL. besser werden. In allem. Ich will lernen und verstehen und diesen Prozess des Veränderns genießen. Ich will nicht sofort allen vorraus sein, die ihr ganzes Leben schon üben. Ich will lernen und scheitern und Kämpfen.
Und auch, wenn ich stärker werde und besser in allem.. ich hasse es, wenn ich „sehr gut“ in etwas bin. Zum Beispiel eine 1+ in der Schule (plumpes Beispiel, aber naja..) Was soll ich damit? Was sagt das aus? Was soll das heißen „1+“?? In welchem MASSTAB!! Das ist konkurrenzlos, besser gehts nicht. Keine Luft nach oben. Ich brauche Luft! Nach oben. Um weiter KÄMPFEN zu können. Gegen mich selbst. Wenn ich nicht höher kann,,,,, lasse ich mich fallen .
Um WÜTEND wieder hoch zu kommen! Ich will nicht die Beste sein, ich will immer kurz davor sein. Niemals die Beste! Was bin ich ohne Ziel?? Orientierungslos.
Ein Hund jagt Autos hinterher und bellt Flugzeuge an. Aber er wüsste nie was er täte, wenn tatsächlich mal eins reagieren würde. So ähnlich bin ich auch.
Immer wollen, niemals erreichen wollen.
Jeder hat halt so seine Problemchen. Jedem das seine.
Lass dir selbst deine Probleme.