~*Wer sind ich*~

Kürzlich fragte ich einen Menschen wer er ist, wenn keiner Erwartungen an ihn stellt.
Wenn also keine Person eine Vorstellung von ihm hat. Sein Verhalten nicht speziell vorhergesehen, oder erwünscht wird.

Er meinte, er wäre niemand. Er würde auch nicht gerichtet denken. Es würde sich denken.

Er wäre immer nur, was andere erwarten. Folglich ist er nichts, wenn niemand sagt, wer er ist.

Er ist witzig, philosophisch, treu, wechselhaft, oder Wald.
Je nach Umgebung.
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Alle Menschen fügen sich den sozialen Strukturen innerhalb der zurzeit aktuellsten Gruppe. Daraus auszubrechen ist schwer. Und oft widerstrebt man dem. Läuft einfach mit, lässt sich treiben. Das ist schön einfach. Ausbrechen ist anstrengend..
Deshalb ist es erstaunlich, dass eine Tochter ihrem homophoben Vater in seiner Intoleranz widerspricht. Es ist bewundernswert. Sie ist bewundernswert. Besonders, weil Meinung in diesem Haushalt nicht gebildet, sondern Vorgesetzt, verzehrt und geschluckt wird.
Ohne Kauen.
Ohne Denken.
Daher kommen unmündige Menschen.
Solche, die nur folgen, nicht führen, nicht fragen.

Widerstand gegen eine Vorstellung gegen eine Erwartung ist immer bewundernswert.

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Vor ein paar Wochen hatte ich das Wissen noch nicht, inzwischen kenne ich sogar den Unterschied zwischen Interrollenkonflikten und Intrarollenkonflikten.
Psycho-spezial-wissen. Was ist eine Rolle in einer sozialen Gruppe, was ist eine Position, warum und wer sind Außenseiter?
Ich weiß das-

Aber es auf die Realität zu verwenden ist krass. Weiterzudenken. Wer sind wir, wenn da keiner ist, der uns sagt, wie unser Name ist? Was sind schon Namen.
Was ist meine Meinung!
Wer hat mir befohlen selbst zu denken? Deutschlehrer? Philosophen? Eltern? Kant?
Ich erinnere mich nicht mehr.
Ist meine Meinung nicht eigentlich nur die Mischmeinung, aller Leute, die ich als gut und wahr und richtig erachte…

BIN ICH NUR MULTIPLIKATOR?

„Sich selbst zu finden“ wird immer schwieriger, wenn man viel mit Menschen zusammen ist. Irgendwann kann man nicht mehr sein, ohne Gruppe. Irgendwann definiert man sich über die Menschen, mit denen man zusammen ist. Stellt immer das dar, was sie von einem verlangen und erwarten. Man fühlt sich frei, innerhalb der festen Strukturen der Gruppe. Man muss nicht denken, die anderen wissen, wer man ist.

Doch man kann trotzdem nie gleichzeitig alle Ausprägungen seiner Persönlichkeit sein.

Deshalb brauchen wir unterschiedliche Gruppen. Um herauszufinden, wer wir sind, was wir sein können.

Der Mensch ist ein Produkt seiner Umgebung. Also schaff dir diverse Umgebungen. Um das Meistmögliche aus dir herauszuholen.

Sei Mehr! Denk unterschiedlicher! Sei Proll, Proletarier. Pöbel, Hippi. Pietätetsloser, Bulle. Ballerina, Punk. Beamte, Beatboxerin. Sei eine menschenliebende Kontrollöse.

Manche Menschen sind witzig und wissen das ihr Leben lang nicht. Ihre Gruppe hat ihnen das nie gezeigt. Immer die gleichen Erwartungen gestellt, Neuorientierung nicht zugelassen.
Deshalb ist reisen wichtig. Um zu sehen, wie man auf die Erwartungen von Menschen eingeht, die ganz andere Werte haben.

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Ich bin in wenigen Gruppen. Dafür könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Die eine ist destruktiv, galgenhumoristisch, neologitiv. Schulfreunde. Die andere zusammenhalterisch, Herzschmerzend, und sehr groß, sehr verbunden. Durch Liebe. Durch Persönlichkeit. Durch Ähnlichkeiten und Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten. Trotzdem ist diese Gruppe nicht gesund, denn sie macht süchtig. So gut tut sie.
Ich bin verliebt in diese Zusammenseinkeit, in die bestehende Möglichkeit der Zweisamkeit. In diese Einsamkeit innerhalb der Gruppe.

Dann hab ich natürlich noch meine Familie, in der ich niemals erwachsen werde. Wenn meine Schwestern dabei sind, bin ich glücklicher. Kann mich freier bewegen. Ich bin bunt.

Ist da nur meine Mutter, bin ich zurückgezogen. Passe auf mich auf, passe auf alles auf, bin kontrolliert.

Ich habe verlernt mit meinem Vater zu sprechen. Habe nichts zu sagen. Auch wenn ich ihn liebe, bin ich immer verletzt, wenn er da ist. Und das ganz ohne Absicht. Eben als Kollateralschaden seiner Handlungsfreiheit. Keiner hat was falsch gemacht, trotzdem heulen alle.
Wir sind viele- und niemals alle gleichzeitig.
Das ist traurig, aber es erweitert den Horizont.

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