*Körper.

Körper.

Mein Körper ist das einzige, was wirklich mir gehört. Dass mir eigentlich nichts wirklich gehört, ist mir schon länger klar. Aber ich hatte immer meine Hände und meine Beine. Mein Körper gehört zu mir. Dachte ich.

Es hätte vielleicht etwas anders gemacht, wenn ich anders aussehen würde. In meiner Entwicklung, meine ich.. wenn ich einen anderen Körper hätte. Vielleicht wäre ich schüchterner oder bitchiger. Vielleicht wäre ich abgehoben, wenn ich perfekt aussähe. Oder ich hätte noch mehr angst vor Menschen, wenn ich dick, oder pickelig wäre.
Aber im großen, ganzen-würde mich ein Körperwechsel beeinflussen?
Bin ich mein Körper?
Früher hätte ich gesagt. Ja. Ich bin mein Körper. Ist doch offensichtlich, was soll die Frage?! Was auch sonst? Was kann ich biologisch belegbar, noch ich sein? Ich steh auf Biologie. Und wo sollte mein Denken anders lokalisiert sein, wenn nicht in elektrischen Impulsen in meinem Kopf? Ich bin nicht mehr als man sieht. Ich bin nicht mehr, als ich sehe. Nicht mehr. als ich aussehe.

Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich glaube nicht mehr, dass ich wirklich mir gehöre. Und, dass ich nur mein Körper ist.
Ich habe aufgehört zu denken, dass mein Körper mich ausmacht.
Wenn mir ein Bein fehlt, bin ich immer noch ich. Es macht für mein Denken nichts aus, dass ein Stück Körper fehlt. Ich kann nicht mehr handeln, mich nicht mehr verhalten, wie ich es mit Bein tun würde, aber es ist im Grunde genommen nicht wichtig, dass ich alle Gliedmaßen behalte.
Das stimmt so aber nun auch nicht ganz.
Beinlosigkeit würde auf lange Sicht mein Denken sehr einschränken. Oder sagen wir verändern.
Meine Seele würde jetzt nicht mehr für meinen ganzen Körper denken. Nur noch für einen Körper ohne Beine.

Manche Menschen denken so viel an ihren Körper, definieren sich über ihn während sie ihn definieren, verändern ihn mit Messern oder Gabeln so lange, bis er mit ihrem Körpergefühl zusammenpasst. Meistens werden sie nie zufrieden. Aber sie sind immer -ganz nah dran. Nur noch das. Nur noch dieses letzte Bisschen. Nur noch diese eine kleine Sache, dann bin ich so, wie ich sein will.-
Da ist es dann auch nicht ihr Körper, der noch dünner, noch muskulöser werden will, sondern ihr Kopf, der sagt, dass er nicht zufrieden ist, bevor der Körper nicht perfekt zu ihm passt.
In diesem Fall weiß der Kopf oft nicht, wie der Körper aussehen soll. Zwischenzeitlich hat der Mensch dann ein klares Bild, was er will. Ist das erfüllt, so erkennt er weitere Fehler.
Das Problem:
Perfektion gibt’s nich.
Is so.
Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber damals gab es vermutlich noch keine Ganzkörperscans, keine Mikroskope, keine Neurologen. Keine Wissenschaften. Nichts ist immer wirklich perfekt.
Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Körper.
Mein Körper. Ich fühle mich zu klein für meinen Körper.
Neulich ist mir klar geworden warum. Und das klingt jetzt komisch, aber ich habe mein Denken gefühlt. Vermutlich ist das nur eine Illusion, denn im Kopf passiert ja das Denken, Wellen, Synapsen, Impulse und Zeugs.
Aber es hat sich halt einfach richtig angefühlt.
Ich habe gefühlt, wo in meinem Körper ich was denke.
Letztendlich ist mein Körper nur die Sackkarre der Seele. Er ist einfach nur ein Gefäß, außen hart und innen hohl- sehr gut um da drin zu wohnen. So… für immer?

Mein Körper verändert sich aufgrund eines evolutionsteschnischen Bauplans, meine Seele hat sich in Wechselwirkung mit ihm, aber trotzdem selbstständig, entwickelt.