Schweißverschwörung

Heute war der erste richtig warme Tag.
Aufgefallen ist mir das nicht, weil mir im allgemeinem warm war, weil mir der Schweiß in Strömen den Rücken herunter floss, oder weil ich mir etwas ausziehen musste.
Dass heute der erste  so richtig warme Tag war, wurde mir erst später klar.
Und zwar ganau als ich mich in der Nachhause-Bahn an Leiber drückte, denen warm war, von denen der Schweis floss und die schon jede erdenkliche, gesellschaftlich geradenochso akzeptierte Körperstelle frei gemacht hatten, um die gröstmögliche Transpirationsfläche zu bieten. Die Schwitzer (im Sinne von Schweiß, nicht Schweiz) begrüßten jedes Lüftchen, dass ihre schmierige aalglatte Haut umschmeichelte, mit einem Seufzer.
Durch dieses in-sich-zusammensacken-vor-wonne und hinterher-wieder-aufrichten wurden alle Leute Schweißbrüder und gleichnass und ähnlich duftend.
So wurde ich erfolgreich in den Kreis der angeschmierten aufgenommen.
Irgendwann, als ich genauso triefend wie Nebenmann und Vorderfrau war, wurde mir klar, dass vermutlich nur eine Person schwitzte, die sich ausgerechnet im Zentrum der S-Bahn befand und jede Person um sie herum nicht seinen eigenen Schweiß ausfloss, und mit den Wassern der anderen mischte, sondern wir alle nur den Schweiß dieses einen Individuums weiterleiteten. Deshalb rochen alle gleich und sahen alle so aus, als wären sie bestimmt nicht schuld an dieser Feutigkeitsflut! Das Schweißtreibende Individuum, quasie der Herr aller Überschwemmungen musste sich nicht mal mehr zwingend in dieser Bahn befinden!
Er hätte einfach seiner Wege gehen können und wir ahnungslosen Normalos würden noch ewig seine Wasser zwischen unsereins herumschieben und-tropfen.
Schon wollte ich mich hektisch in Richtung Türen quetschen, um die Menschen vor einer drohenden Katastrophe zu schützen, als ein leises Lüftchen meinen Nacken streichelte und mich zum ganz sanft und anschmiegsam kühl zum bleiben bewegte…

*Seuftz*