Ein schmaler Lichtstrahl schleicht sich durch die Wellblechplatte, die zum Dach umfunktioniert wurde. Die Wellblechpappenplatte ist nicht das einzige an diesem Haus, das nicht besonders geeignet für den Hausbau scheint. Glasplatten reihen sich an stümperhaft zusammengenagelte Bretter, Dreck und Abfall sind in Ritzen gestopft um Regen abzuhalten. Das ganze wird mit Klebeband, Schnur und Wasauchimmergeradedawar zusammengehalten. Eigentlich ist es gar kein richtiges Haus. Es ist eher eine art Unterstand, keine Bude, kein Verschlag. Im Grunde nur ein Platz, den irgendjemand versucht hat trocken zu halten. Alles in allem ist dieser Schrotthaufen nichts in dem man sich vorstellen könnte, einen Menschen zu finden, der diesen Ort als sein Heim betrachtet. Doch genau das ist natürlich der Fall. Am Ende einer langen dunklen Gasse, in einer großen Britischen Stadt sitzt eine kleine verhutzelte Seele in einem alten Ohrensessel. Bei nährerem hinsehen erkennt man, dass sie wohl als Mädchen geboren wurde, doch jetzt macht es kein Unterschied mehr, ob sie mal Frau oder Mann war, sie hat die Eigenschaften des Staubes und der Stadt angenommen. Sie blinzelt in den grauen Morgen, und freut sich ein wenig über das bisschen Licht, dass durch ihren Regen-, Sonne-, oder Hitzeschutz-haufen dringt und ihren geliebten Sessel bescheint.
Sie zieht aus den Untiefen ihres Mantels ein klein zusammengefaltetes Stück dreckiges Papier und betrachtet es, wie so oft in den letzten Stunden. Auf dem Stück ist eilig eine Nachricht hingekritzelt: Wollen sie noch verkaufen? Komme zu Besuch. Morgen.
Die Frau blickt hoch und wartet. Sie steckt den Zettel wieder weg. Er war sowieso nicht für sie, das konnte garnicht sein. Sie hatte nur überlegt zu verkaufen. Sie hatte mit Niemandem darüber gesprochen, und wer sollte denn ihr Zuhause kaufen wollen? Es war nur die lange Lücke zwischen zwei Häusern und am Ende ihre Baracke. Wer sollte das schon wollen, wer wollte sowas schon…Crewy hätte besser daran getan, den Zettel wegzuwerfen! Wahrscheinlich hatte er ihn sogar selbst geschrieben und beobachtete sie jetzt von irgendwoher. Unauffällig blickte sie nach oben. Saß er oben auf einem der Dächer, und lachte heimlich auf sie herab? Er machte sich gerne einen Spass aus der armen Magret, doch sie verzieh ihm alles. Er war ja schließlich nicht viel besser drann als sie, nur hatte er die Hoffnung noch nicht verlohren, der Glanz in den Augen, den jedes Kind bewahrt.
Sie hatte sich schon vor lange Zeit damit abgefunden, ein armes Leben zu führen.
Seit zu langer Zeit hatte sie keine Hoffnung mehr. Sie lebte nur noch vor sich hin, schlief unter ihren Decken, wenn die Kälte es zuließ und bettelte sich das Nötigste zusammen. Aber noch so einen Winter würde sie nicht überstehen, das wusste sie. Alt war Magret geworden. Alt und griesgrämig und einsam. Bald würde sie sterben.
Deshalb hatte sie ja überhaut erst angefangen darüber nachzudenken ihre Gasse zu verkaufen! Früher hatte sie sie verteidigt, mit Leib und Seele. Oft musste sie Nebenbuhler fortjagen, die ihr nicht nur die Wärme des Feuers stahlen, sondern, wenn sie schlief, auch den einzigen Schmuck, den sie noch nicht verschachert hatte, und das bisschen übriggebliebene Bettelgeld.
Alles, was sie jetzt noch wollte war ihrem Enkel, Crewy, ein besseres Leben zu verschaffen. Das war ein weiterer Grund für die Sache mit dem Verkauf.
„Ach was“, murmelte sie in sich hinein, „Ach was, der gute Crewy…“ Säufzend zog sie sich ihren Schal noch etwas höher vors Gesicht und schloss die Augen. Es würde ja eh keiner kommen. Wer wollte ihr gutes Gässchen schon haben…
Ein alter, verschlossener Mann mit langem Mantel und Ledertasche überquert die große Straße, die vor Magrets Gasse verläuft. Er ist weit angereist, aber es war nicht seine weiteste Strecke. Er weiß genau wo er hin will. Er kommt um einen Handel zu machen.
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So langsam beginnt die Geschichte, hm, Plus? So langsam beginnt sie Gestalt an zunehmen. Ein doppelter Prolog ist vielleicht etwas viel, aber was solls. Ist schließlich meine Geschichte.
Was denkst du über Magret?